Alternativtexte bei Abbildungen
Digitale Barrierefreiheit
Die EN 301 549 V3.2.1 (Stand 03/2021) mit dem Titel »Accessibility requirements for ICT products and services« ist eine europäische Norm für digitale Barrierefreiheit. Sie definiert Anforderungen an die Barrierefreiheit der Informations- und Kommunikationstechnik des öffentlichen Sektors und gilt als verbindlicher Standard. (Quelle: Portal Barrierefreiheit der Dienstekonsolidierung des Bundes: Harmonisierte Europäische Norm (EN) 301 549)
In Kapitel 9 zur Barrierefreiheit von Webinhalten (EN 301 549 V3.2.1) werden die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 der Konformitätsstufen A und AA als verpflichtende Kriterien aufgeführt. Dazu gehören unter anderem auch Alternativtexte.
Was sind Alternativtexte?
Alternativtexte (kurz: Alt-Texte) sind kurze Beschreibungen, die nicht-textbasierte Inhalte (z.B. Bilder, Diagramme, Audiodateien usw.) übersetzen. Anders als bei Über- oder Unterschriften sind Alt-Texte nicht im Text zu sehen, sondern werden der Mediendatei als Metadaten beigefügt. Diese Metadaten können dann z.B. von einem Screenreader oder anderen assistiven Technologien ausgelesen werden.
Auf diese Weise können Abbildungen, Videos oder Audiodateien für Menschen so dargestellt werden, dass sie Informationen über den nicht-textbasierten Inhalt erhalten, auch wenn sie diesen selbst nicht wahrnehmen können. Alternativtexte stellen also eine wichtige Bedingung für eine barrierefreie Zugänglichkeit von nicht-textbasierten Inhalten dar. Diese können jedoch auch nützlich sein, wenn z.B. Abbildungen aufgrund einer schwachen Internetverbindung nicht im Browser angezeigt werden können.
In den WCAG 2.1 wird es auch so beschrieben:
»A text alternative is text that is used in place of non-text content for those who cannot view the non-text content. [...] [The] user must be able to use their assistive technology to find the alternative text (that they can use) when they land on the non-text content (that they can't use).« (Quelle: Understanding Conformance | Understanding WCAG 2.0)
Allgemeine Kriterien für Alternativtexte bei Abbildungen
Alternativtexte zu verfassen ist nicht schwer, sollte aber möglichst von den Autor*innen selbst gemacht werden. Grund dafür ist, dass sich diese am besten mit den Abbildungen auskennen und so auch einen notwendigen Bezug herstellen können.
Da es verschiedene Arten von visuellen Inhalten gibt, gibt es auch verschiedene Formen von Alt-Texten. Jedoch haben alle einige Kriterien, die bei allen Arten beachtet werden sollten:
- Alles, was nicht in Textform vorliegt, muss einen Alternativtext haben.
- Sprache: In Alt-Texten ist die technische Zuordnung nur in einer Sprache möglich. Die Zuordnung ist dafür da, dass Screenreader die Sprache des Textes erkennen und sie dann in der richtigen Sprache vorlesen können. Vermeiden Sie also am besten die Verwendung von mehreren Sprachen in einem Alt-Text. Namen oder Anglizismen sind aber erlaubt. Verständlich: Der Alternativtext soll keine Abkürzungen, Fremdwörter und Zeilenumbrüche beinhalten, da der Screenreader diese nicht richtig interpretieren kann.
- Kontextbezogen: Der Alternativtext soll die relevante Information der Abbildung vermitteln, die noch nicht im Kontext oder der Bildunterschrift erläutert ist. Die Bildunterschrift sollte also nicht identisch mit dem Alt-Text sein.
- Knapp und prägnant: Der Alternativtext soll knapp und prägnant formuliert sein (Richtwert max. 80 – 100 Zeichen).
- Objektiv und sachlich: Der Alternativtext soll objektiv verfasst sein. Sollten Abbildungen Emotionen auslösen, dann soll diese Absicht möglichst sachlich benannt werden. Es sollten also keine wertenden Aussagen getroffen werden, da es sich hier nur um eine Beschreibung handelt. Interpretationen gehören in den Fließtext.
- Keine Dopplungen: »Grafik« (Abbildung) und »Link« werden vom Screenreader automatisch erkannt und vorgelesen. Es ist demnach nicht erforderlich, Alternativtexte mit »Dieses Bild zeigt…« oder »Dies ist ein Link zu…« zu beginnen.
Quellen:
- https://styleguide.bundesregierung.de/sg-de/hilfsmittel/barrierefreiheit/digitale-medien#idSideNav-2048168
- https://www.w3.org/WAI/WCAG21/Understanding/non-text-content.html
- https://www.w3.org/WAI/WCAG21/Understanding/language-of-page.html
Beispiele für Alternativtexte
Damit Sie einen besseren Eindruck davon bekommen, wie Alt-Texte formuliert werden können, haben wir unten einige Beispiele formuliert. An dieser Stelle möchten wir Sie darauf hinweisen, dass es nicht den einen richtigen Alt-Text gibt, sondern mehrere Varianten möglich sind. Die Alt-Texte der folgenden Beispiele sollen also lediglich eine Idee davon geben, wie Sie am besten bei der Bildbeschreibung vorgehen können.
Fotos
Bei der Beschreibung kommt es auf die Zielgruppe an. Deswegen können Alt-Texte auch etwas umgangssprachlicher geschrieben sein, solange diese nicht wertend ist. Zum Beispiel sollten Sie auf Aussagen wie »der Tukan hat ein besonders tolles Aussehen« o.Ä. verzichten. Wenn die Zielgruppe sich mit Vogelarten und deren Bezeichnungen auskennt, dann kann man auch den lateinischen Namen verwenden.
Abb.1: Beispiel für ein Foto (Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/schwarzer-und-gruner-tukan-auf-ast-17811/)
Möglich wären folgende Alt-Texte:
- Nahaufnahme eines Grün-Schwarzen Tukan (Vogel) auf einem Ast
- Nahaufnahme eines Ramphastidae auf einem Ast
Fotos mit Menschen
Informationen zum Aussehen der Personen sind nur dann relevant, wenn sich im Text damit befasst wird. Dabei sollten diese Informationen aber eher nicht im Alt-Text stehen, sondern im Text selbst beschrieben werden.
Würde es sich bei diesen beiden Personen um berühmte Persönlichkeiten handeln, kann man diese auch mit Namen nennen. Welche davon nun als allgemein bekannt gelten, ist dabei natürlich nicht eindeutig zu definieren. Auch hier kommt es auf die Leserschaft an. Künstler*innen werden Personen, die sich damit befassen, eher bekannt sein, als die, die es nicht tun. Eine Erklärung, welche berühmten Personen dies nun genau sind, müssen Sie jedoch nicht liefern. Möchten Sie ganz konkret auf die Personen referieren, ist eine Nennung mit Namen sogar unverzichtbar.
Abb.2: Beispiel für ein Foto mit Menschen (Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/zwei-frauen-die-sich-auf-treppen-unterhalten-1438084/)
Möglich wären folgende Alt-Texte:
- Zwei Frauen sitzen auf einer Treppe und unterhalten sich
- Zwei Frauen sitzen auf einer Treppe und unterhalten sich, eine hält einen Laptop
Collagen
Bei Collagen kommt es darauf an, ob es sich um eine Bilddatei handelt, oder um mehrere, die nur wie eine Collage in den Fließtext eingebunden werden. Wenn die Collage nur aus einer Bilddatei besteht, dann ist nur ein Alt-Text notwendig. Wenn die Bilder aus einzelnen Dateien bestehen, dann benötigt jedes Bild einen eigenen Alt-Text. Da in diesem Beispiel nur eine Bilddatei vorliegt, wäre der folgende Alt-Text möglich:
Abb.3: Beispiel für eine Collage (Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/collage-von-portrats-frohlicher-frau-3807758/)
- Collage aus 16 Fotos einer Frau, die auf jedem Foto eine andere Emotion zeigt.
Um den Alt-Text so kurz wie möglich zu halten, ist es besser, wenn die einzelnen Emotionen im Fließtext gelistet werden. Ansonsten kann man diese auch nur im Alt-Text aufnehmen. Dabei sollte jede Emotion in einer Reihenfolge, am besten angepasst an den Lesefluss von links nach rechts, mit einem Wort beschrieben werden. Hier wäre es in Ordnung, wenn man die Fotos als Fotos bezeichnet, da eine Collage aus mehreren Abbildungsarten bestehen kann. Bei mehreren Bilddateien könnte ein Alt-Text für das erste Bild z.B. so formuliert werden:
- Frau mit neutralem Gesichtsausdruck
Wenn Sie die einzelnen Dateien in Bezug auf die Interpretation als Collage bezeichnen, sollten Sie im Fließtext darauf hinweisen.
Logos
Bei Logos ist es so, dass diese meistens nur im Alt-Text beschrieben werden:
Abb.4: Beispiel für ein Logo
- Logo mdw Press
Es ist nicht notwendig zu beschreiben, dass die ersten drei Buchstaben in einer besonderen Form platziert sind, oder dass die Schrift eine besondere Farbe hat. Dies wäre nur relevant, wenn Sie sich sehr ausführlich mit bestimmten Logos und ihrem Design auseinandersetzen würden. Dann würde die Beschreibung aber auch nicht in den Alt-Text geschrieben werden, sondern in die Analyse, sprich in den Fließtext.
Kunstwerke
Bei Kunstwerken sollten Sie neben dem Titel des Werkes zusätzlich angeben, was darauf abgebildet ist:
Abb.5: Beispiel für ein Kunstwerk (Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jean-L%C3%A9on_G%C3%A9r%C3%B4me_-_The_Carpet_Merchant_-_Google_Art_Project.jpg)
- Der Teppichhändler/Teppichhändler in Kairo von Jean-Léon Gérôme (ca. 1887), mehrere Personen schauen sich zusammen mit dem Teppichverkäufer einen großen, an der Wand hängenden Teppich an.
Achten Sie hier darauf, dass Sie möglichst die deutschsprachige Benennung des Kunstwerkes verwenden, wenn dies die Sprache ist, in der ihr Fließtext verfasst wird. Dies gilt ebenso für alle anderen Sprachen.
Karten
Bei Karten, wie die hier abgebildete U-Bahn-Karte von Seoul reicht eine kurze Beschreibung aus. Eine Beschreibung aller Linien und Stationen würde einerseits den Rahmen des Alt-Textes sprengen. Andererseits würde dies nicht zu einem besseren Verständnis der Karte führen. Deswegen reicht eine kurze Beschreibung aus:
Abb.6: Beispiel für eine Karte (Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Seoul_Metropolitan_Subway_network_map.svg)
- Karte der U-Bahn Linien in Seoul
Screenshots
Wie bei den anderen Abbildungen kommt es hier darauf an, welchen Fokus Sie legen wollen und was für Ihren Text relevant ist. Im Alt-Text sollte auf jeden Fall stehen, woher der Screenshot stammt. Falls es von Ihnen eingefügte Hervorhebungen gibt, sollte beschrieben werden, auf was sich diese genau beziehen.
Diagramme
Bei Diagrammen kommt es u.a. auf die Komplexität und das Thema an. Bei »einfachen« Diagrammen kann bereits eine kurze Zusammenfassung zum Aufbau und zur Darstellung ausreichen, wie bei diesem Beispiel hier:
Abb.7: Beispiel für ein Diagramm (Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Distribution_of_international_students_in_Australia_(bar_chart).png)
- Distribution von internationalen Studierenden in Australien nach Ländern und Anzahl in einem Balkendiagramm. Dabei sind in New South Wales die meisten internationalen Studierenden und in Northern Territory (2,632) die wenigsten.
Weitere Daten sollten im Fließtext aufgeführt werden. Bei Diagrammen, die »komplexere« Zusammenhänge darstellen, müssen die Alt-Texte eventuell anders formuliert werden. Wichtig ist, das Diagramm so zu erklären, dass es auch ohne Visualisierung verstanden werden kann. Wenn dies nicht möglich ist, sollten Sie zumindest den Sinn und das Thema des Diagramms wiedergeben. Der Rest sollte dann im Fließtext stehen.